Donnerstag, 22. Mai 1997 KÖLNER KULTUR Nummer 116

Die Galerie Berndt präsentiert ungewöhnliche Bilder des Kölners Matthias Groebel

Computer verdrängt Pinsel

Von Bruno F. Schneider Ein Fernsehprogramm wird angehalten, ein Bild herauskopiert, digitalisiert und in einen Computer übertragen; hier wird es nun manipuliert und durch eine computergesteuerte Airbrush-Pistole auf eine Leinwand übertragen. Das ist im Wesentlichen der Entstehungsprozeß der Bilder des Kölners Matthias. Groebel (Jahrgang 1958), die zur Zeit in der Galerie Berndt (St. ApernStraße 17-21) zu sehen sind.

Es sind vorwiegend Gesichter unbekannter Personen, die in einer bestimmten Phase ihrer Mimik festgehalten wurden. Der Computer berechnet für jeden winzigen Punkt den Farb- und Helldunkelwert und speichert die Information. Jetzt beginnt die eigentliche künstlerische Arbeit, bei der Groebel beispielsweise die Schatten verstärkt Hintergründe wegnimmt, `regelrechte Lichtspiegelungen auf die Haut bringt, Konturen verstärkt oder verschwimmen läßt. Dabei handelt es sich um ein sehr aufwendiges Verfahren, denn Groebel hat seinen computergesteuerten Drucker in mehrjähriger Arbeit selber entwickelt, und dieser braucht manchmal für das Sprühen von nur einer Farbe bis zu zehn Stunden. Da darf der Preis von 7000 Mark für das einzelne Bild und 20 000 Mark für eine fünfteilige Arbeit nicht verwundern. Der Künstler selbst allerdings, hat er seinen Computer einmal gefüttert und die verschiedenen Sprühfarben gemischt braucht keinen Finger mehr zu rühren, keinen Pinsel mehr anzufassen.


Die Airbrush-Pistole hat das Bild .Lo995" auf Leinwand geschossen.

Unter den vielen Methoden, mit denen die Vertreter der sogenannten neuen Medien die herkömmliche Malerei überwinden wollen, ist dies eine nicht unoriginelle, im übrigen arbeitet der Künstler schon an einem Apparat, der die Farbe sogar per Pinsel auf die Leinwand übertragen kann. Der Reiz der bei Berndt gezeigten Bilder jedenfalls liegt in einer gewissen Unschärfe, die mit zunehmendem Abstand vom Bild verschwindet und an die Technik der Pointillisten erinnert, während deren Bilder allerdings dabei nichts von ihrer Leuchtkraft verlieren, werden die Farben der Gesichter aus dem Computer eher trübe und wirken unterbelichtet. Ein optischer Effekt, der in Vorbereitung mit einem vieldeutigen Titel des Bildes und auch der Ausstellung - new.clear_wave - beim Betrachter zumindest eine gewisse Irritation erzeugt. Es ist durchaus verdienstvoll, daß die Galerie Berndt immer wieder Künstler wie Groebel vorstellt, die abseits der herkömmlichen Techniken neue künstlerische Experimente wagen; und wenn auch noch nichts wahrhaft Bewegendes, so haben sie uns doch schon manch Interessantes beschert.


Bis 28.Juni; Di bis Fr-11-18 Uhr, Sa 11- 14 Uhr.