Es sind vorwiegend Gesichter
unbekannter Personen, die in einer
bestimmten Phase ihrer Mimik
festgehalten wurden. Der Computer
berechnet für jeden winzigen Punkt den
Farb- und Helldunkelwert und speichert
die Information. Jetzt beginnt die
eigentliche künstlerische Arbeit, bei der
Groebel beispielsweise die Schatten
verstärkt Hintergründe wegnimmt,
`regelrechte Lichtspiegelungen auf die
Haut bringt, Konturen verstärkt oder
verschwimmen läßt.
Dabei handelt es sich um ein sehr
aufwendiges Verfahren, denn Groebel
hat seinen computergesteuerten Drucker
in mehrjähriger Arbeit selber entwickelt,
und dieser braucht manchmal für das Sprühen von nur einer
Farbe bis zu zehn Stunden. Da darf der
Preis von 7000 Mark für das einzelne
Bild und 20 000 Mark für eine fünfteilige
Arbeit nicht verwundern. Der Künstler
selbst allerdings, hat er seinen Computer
einmal gefüttert und die verschiedenen
Sprühfarben gemischt braucht keinen
Finger mehr zu rühren, keinen Pinsel
mehr anzufassen.
Die Galerie Berndt präsentiert ungewöhnliche Bilder des Kölners Matthias Groebel
Computer verdrängt Pinsel
Unter den vielen Methoden, mit denen
die Vertreter der sogenannten neuen Medien die herkömmliche Malerei
überwinden wollen, ist dies eine nicht
unoriginelle, im übrigen arbeitet der
Künstler schon an einem Apparat, der die
Farbe sogar per Pinsel auf die Leinwand
übertragen kann. Der Reiz der bei Berndt
gezeigten Bilder jedenfalls liegt in einer
gewissen Unschärfe, die mit
zunehmendem Abstand vom Bild
verschwindet und an die Technik der
Pointillisten erinnert, während deren
Bilder allerdings dabei nichts von ihrer
Leuchtkraft verlieren, werden die Farben
der Gesichter aus dem Computer eher
trübe und wirken unterbelichtet. Ein
optischer Effekt, der in Vorbereitung mit
einem vieldeutigen Titel des Bildes und
auch der Ausstellung -
new.clear_wave - beim Betrachter
zumindest eine gewisse Irritation erzeugt.
Es ist durchaus verdienstvoll, daß die
Galerie Berndt immer wieder Künstler
wie Groebel vorstellt, die abseits der
herkömmlichen Techniken neue
künstlerische Experimente wagen; und
wenn auch noch nichts wahrhaft
Bewegendes, so haben sie uns doch
schon manch Interessantes beschert.
Die Airbrush-Pistole hat das Bild
.Lo995" auf Leinwand geschossen.
Bis 28.Juni; Di bis Fr-11-18 Uhr, Sa 11-
14 Uhr.