DRUCK-VERSION 25.05.02




Barthaare geopfert



Matthias Groebel hat mit „Reality Revisited“ in der Kölner Galerie Kudlek sieben Positionen zeitgenössischer Malerei kuratiert.

Ein „Wiedersehen mit der Wirklichkeit“, wie „Reality Revisited“ zu übersetzen wäre, gibt es in dieser Ausstellung. Darin soll, so der anspruchsvolle Ausstellungskommentar, jede der präsentierten Positionen „ohnehin das Konzept der Avantgarde zu Gunsten einer neuen, differenzierten Vorstellung von Zeitgenossenschaft hinter sich gelassen“ haben.

Wie durch Lamellen eines Rollos erlaubt die Britin Sarah Beddington (geb. 1964) Einblicke in private wie öffentliche Räume und installiert ihre kleinformatigen Leinwänden als ein assoziatives „Story-Board“, wobei einige der Tableaus schwarz übermalt, andere durch die lamellenartig perforierte Farbschicht hindurch Fragmente eines von Zimmerpalmen besetzten Interieurs oder öffentliche Telefongeräte identifizieren lassen.

Der Belgier Marcel Berlanger (Jahrgang 1965) macht die mikroskopische Wirklichkeit zur Vorlage seiner Lackgemälde auf Plastik. Hunde sind das Personal der naturalistischen Miniaturen von George Cochrane, die der Amerikaner als Ersatz für Menschen porträtiert, um so das Genre der Porträtmalerei zu untersuchen. Der Künstler-Kurator Matthias Groebel (geb. 1958) bezieht seine Motive aus den Massenmedien und projiziert Film- und TV-Stills auf die Leinwand. Seine Figuren entsprechen inhaltlich-formal gänzlich der Medienästhetik.

Ebenfalls computergeneriert werden die Bilder von Joseph Nechvatal (Jahrgang 1951), bloß geht es dem Amerikaner um farbliche, typographische und ornamentale Überlagerungen. Abstrakter noch arbeitet die Amerikanerin Amanda Church (geb. 1959). Sie lässt bunte Farbfelder ineinander fließen, was auch an biomorphe Formationen denken lässt. Die mit der Ausstellung angekündigte „postavantgardistische Innovation“ wird am ehesten bei Amikam Toren (geb. 1945) eingelöst - dessen blassbeige Leinwände sind nicht mit Pigmenten, sondern mit des des Künstlers Barthaaren beschichtet. (UMR)

Galerie Martin Kudlek, Hohenzollernring 22-24, di-fr 14-18, sa 12-16; bis 1. Juni.





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